Ken Kesey: Rebell, Erzähler, Ikone

Bild: Getty

Ken Kesey (1935–2001) war einer der prägendsten Schriftsteller der 1960er-Jahre und eine Schlüsselfigur der amerikanischen Gegenkultur. Sein Debütroman ›Einer flog über das Kuckucksnest‹ gilt daher bis heute als Meilenstein der Literaturgeschichte und wurde mit Starbesetzung verfilmt. Darüber hinaus war Kesey bekannt für seine unkonventionellen Roadtrips mit den ›Merry Pranksters‹, seine Hippie-Kommunen-Experimente und einen rebellischen Geist, der sich in seiner Literatur ebenso wie in seinem Leben spiegelte.

Mit ›Seemannslied‹ (engl. ›Sailor Song‹) aus den 1990ern schuf er ein spätes, visionäres Werk, das gleichermaßen Gesellschaftssatire, Abenteuerroman und Hommage an die Natur darstellt. Kurzum: Wer ›Einer flog über das Kuckucksnest‹schätzt, wird in ›Seemannslied‹ vieles von Keseys unverkennbarem Humor, seiner scharfsinnigen Kritik an Autorität und Kommerz und dem liebevollen Blick auf Außenseiter wiederfinden.

 

»Als alles seinen Anfang nahm, lag Ike Sallas in einem Galaxxy aus rotem
Aluminium und schlief, in nicht allzu großer Ferne, in nicht allzu ferner Zukunft –
es war die beste und zugleich die schlimmste Zeit, und damit war
noch längst nicht alles gesagt.«

(Zitat aus ›Seemannslied‹)

Der Durchbruch: ›Einer flog über das Kuckucksnest‹

1962 veröffentlichte Ken Kesey seinen ersten Roman: ›Einer flog über das Kuckucksnest‹, der auf Deutsch bei MÄRZ erschien. Sogleich wurde das Buch ein weltweiter Erfolg und gilt bis heute als moderner Klassiker. Kesey fand bereits hier zu seinem wichtigsten Thema: dem Kampf des Einzelnen gegen die Unterdrückung des Systems.

1975 brachte Regisseur Miloš Forman den Stoff auf die Leinwand. Der Film gewann fünf Oscars (darunter Bester Film, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller).

 

Der Bus Further und die Merry Pranksters

Nach diesem frühen Erfolg gründete Kesey eine Kommune bei San Francisco. Sie nannten sich Merry Pranksters. Mit einem alten Schulbus, den sie bunt bemalten und Further tauften, tourten sie quer durch Amerika. Bei den sogenannten Acid-Tests lud Ken Kesey zudem die Öffentlichkeit ein, die bewusstseinserweiternden – und als zukunftsweisend gefeierten – Wirkungen von LSD selbst zu erleben. Begleitet von Musik und Farben wollten sie neue Formen der Wahrnehmung erkunden. Die Tour wurde zum Mythos, festgehalten in Tom Wolfes Buch ›The Electric Kool-Aid Acid Test‹.

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Einfluss und Vermächtnis

Keseys Werke und sein Leben prägten das Denken einer ganzen Ära. Seine Mischung aus erzählerischer Kraft, anarchischem Humor und gesellschaftlichem Protest ist heute aktueller denn je. Ken Kesey lesen heißt: zusammen mit Antihelden Abenteuer erleben und Systeme hinterfragen.

Wer sich fragt, wo die wilden, freien Stimmen der amerikanischen Literatur ihren Ursprung haben, der findet in Ken Kesey einen Ursprung. Die Konturen der Gegenwart sehen wir mit seinem Blick erschütternd scharf gezeichnet.

›Seemannslied‹ (›Sailor Song‹): Das späte Meisterwerk

Sailor Song - Originalbuchcover von Ken Kesey

Mit ›Seemannslied‹, das in den USA erstmals 1992 erschien, kehrte Kesey nach Jahren als öffentliche Kultfigur in die Literatur zurück – und zeigte sich in Bestform: Mit seinem Roman lieferte er einen wilden, melancholischen und zugleich urkomischen Roman über eine apokalyptische Gemeinschaft in der Wildnis Alaskas, die sich gegen äußere und innere Bedrohungen behaupten muss.

Im Herbst 2025 erscheint ›Seemannslied‹, Ken Keseys epochemachender Roman, nun erstmals auf Deutsch, in der grandiosen Übersetzung von Milena Adam. Natürlich bei MÄRZ, wo bereits ›Einer flog über das Kuckucksnest‹ erschienen ist.

Inhalt & Besonderheiten

›Seemannslied‹ spielt in der fiktiven Kleinstadt Kuinak in Alaska – einer Region, die einst vom Fischfang und dem Zauber unberührter Natur lebte. In Keseys visionärer Erzählung wird Kuinak zum Schauplatz einer ironischen Auseinandersetzung zwischen Umweltbewusstsein, Profitgier und Mediensatire. Während eine Filmcrew versucht, die Mystik Alaskas für kommerzielle Zwecke zu vermarkten, stemmen sich Bewohner wie die eigenwillige Alice Carmody gegen die drohende Ausbeutung. Eine bunte Palette skurriler Figuren und derber Wortgefechte sorgt dafür, dass hinter jeder Ecke neue Überraschungen lauern.

Keseys meisterhaftes Gespür für Dialoge erinnert an ›Einer flog über das Kuckucksnest‹ – auch hier treffen unterschiedliche Welten aufeinander, und der Humor entsteht oft aus der Kollision zwischen Tradition, Rebellion und mediengetriebener Moderne. Sein Schreiben entfaltet sich in einer eigentümlichen Spannung zwischen liebevoller Figurenzeichnung, bissiger Satire und poetischem Blick auf eine von Veränderungen gebeutelte Natur.

»Zunächst einmal sollte erläutert werden, warum Alaska. Weil Alaska nämlich das Ende ist, das Finale, der allerletzte Traum des Pioniertums. Hinter Alaska kommt nichts mehr. Früher war da noch Brasilien, aber Brasilien wurde abgeholzt, um seine Drittweltschulden gegenüber der Ersten und Zweiten Welt zu beglichen, die alles an McDonalds verfütterten. Einfach gut.«

(Zitat aus ›Seemannslied‹)

Ike und Alice werden mit Fragen nach ihrer Identität konfrontiert und kämpfen um die Hoheit über ihre eigene Geschichte sowie um einen Ort, an dem es sich zu leben lohnt.

Mit diesem Roman wirft Kesey Anfang der 1990er einen mal psychedelisch-bunten, mal düsteren Blick auf die unruhige See der 2020er-Jahre, auf Ausbeutung und Ausverkauf, Widerstand und Ohnmacht, und lässt westlich-christliche Erzähltraditionen und archaische indigene Mythen krachend aufeinandertreffen.

Was ist authentisch in einer Welt, in der jede Tradition zum Merchandise verkommt? Was nützt all der Heldenmut, wenn die Welt ohnehin nicht mehr zu retten ist? Und wird Ike Sallas sich auf seine alten Tage noch einmal dazu aufraffen können, es zumindest zu versuchen?

Buchcover der deutschen Übersetzung: ›Seemannslied‹

Vorwort von Volker Weidermann

Volker Weidermann steuert ein Vorwort bei, in dem er auch auf Leben und Werk Ken Keseys eingeht. Bereits 1998 besuchte er Kesey in Oregon und schrieb darüber in der taz. Hier zeigen wir zwei seiner Fotos seiner Reise (links: ­Weidermann in Oregon, rechts: Kesey auf dem Traktor):

Ken Kesey auf seinem Traktor (Foto: Volker Wiedermann)
Ken Kesey auf seinem Traktor (Foto: Volker Wiedermann)
Ken Kesey signiert für Volker Weidermann
Ken Kesey signiert für Volker Weidermann

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 Übersetzerin Milena Adam – Hintergründe zur neuen Ausgabe

Übersetzerin Milena Adam

Diese neue Ausgabe von Seemannslied entsteht in enger Zusammenarbeit mit der erfahrenen Übersetzerin Milena Adam.
Als langjährige Ken-Kesey-Leserin brennt sie dafür, den vielschichtigen Kosmos des Autors unverfälscht ins Deutsche zu übertragen. Sie bewahrt Keseys charakteristische Mischung aus existenziellen Fragestellungen und abseitigem Humor, ohne dabei sprachliche Feinheiten zu opfern. Neben Ken Kesey hat sie unter anderem Bücher von Sandra Newman, Eileen Myles, Alain Damasio und Cal Flyn übersetzt.

In folgendem Video erzählt Milena Adam, was sie an Keseys Werk so fasziniert und welche Herausforderungen die Übersetzung eines solch komplexen Romans mit sich bringt:

Übersetzerin Milena Adam über den Roman

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Deine Vorteile als Unterstützer:in

Mit deinem Beitrag im Rahmen unserer Crowdfunding-Kampagne ermöglichst du nicht nur die Veröffentlichung einer deutschen Erstübersetzung, sondern wirst auch Teil eines einzigartigen Kulturprojekts. Wenn du bereits Ken Keseys ›Einer flog über das Kuckucksnest‹ liebst, ist ›Seemannslied‹ eine großartige Ergänzung für deine Bibliothek.
Folgende Vorteile erwarten dich:

  • Exklusiver Zugang: Erhalte das Buch als eine/r der Ersten – noch vor dem offiziellen Verkaufsstart.
  • Besondere Dankeschöns: Vom signierten Exemplar bis hin zu limitierten Sammlerboxen – wähle dein Dankeschön-Paket.
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Häufige Fragen

1. Wer sollte dieses Buch lesen?
Alle, die sich für Ken Kesey, ›Einer flog über das Kuckucksnest‹,
Gegenkultur-Literatur und originelle Gesellschaftssatire begeistern.
Auch Leser:innen, die ein Faible für ökologische Themen,
ungewöhnliche Figuren und satirische Zwischentöne haben,
werden Seemannslied lieben.

2. Was ist das Besondere an dieser Übersetzung?
Es handelt sich um die erste umfassende deutsche Ausgabe von ›Sailor Song‹.
Übersetzerin Milena Adam sorgt dafür, dass Keseys einzigartige Sprache,
seine Tempo- und Tonebenen, auch auf Deutsch lebendig bleiben.

3. Wie läuft das Crowdfunding ab?
Über den Link oben kommst du zu unserer Kampagne, wo du zwischen
verschiedenen Unterstützungspaketen wählen kannst. Jeder Beitrag zählt und
bringt uns der Realisierung von ›Seemannslied‹ ein Stück näher.

4. Wann erscheint das Buch?
Sobald die Finanzierung gesichert ist, gehen wir in die finale
Produktion. Wir informieren alle Unterstützer:innen über den
Fortschritt – das Buch wird voraussichtlich Ende des Jahres lieferbar sein.


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