Gott hassen

Aus dem Norwegischen von Clara Sondermann
240 Seiten, gebunden

Black Metal, Hexerei und Edvard Munch: Eine Jugend in Norwegen

16,9922,00

Beschreibung

Norwegen in den 90ern: Weiße Lattenzäune stehen in Reih und Glied, die junge Erzählerin leidet an der Eintönigkeit und am christlichen Konservatismus. Als erwachsene Frau beginnt sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, hinterfragt ihre künstlerische Praxis und dekonstruiert die Maßstäbe, nach denen wir Kunst definieren. Sie sucht nach Befreiung im Untergrund und zieht ihre Energie aus dem Hass – einem Gefühl, mit dessen Hilfe sie sich produktiv einem jahrhundertealten Genie-Kult entgegenstellen kann.

Plötzlich beginnt sich in ihrer Erinnerung alles zu drehen: In einer Ecke Oslos verwünscht ein Hexenzirkel die Bewohner. Ein zeitreisender Edvard Munch kommt in die Stadt, um einer Black-Metal-Band beizutreten, und wird von dem jugendlichen und mordlustigen Subjekt seines Gemäldes ›Pubertät‹ verfolgt. Währenddessen verirrt sich eine Gruppe von Schulmädchen tief im Wald.

Gott hassen ist ein so kompromissloser wie nachdenklicher, zugleich spielerischer und doch unheilvoller Roman über schwarze Magie, Black Metal und die Rebellion gegen die weiß getünchte Idylle Norwegens. Jenny Hval verwebt Erzählerisches, Essayistisches und Hexerei organisch miteinander zu einem literarischen Text, der allen Genrezuschreibungen trotzt.

Pressestimmen

»Kreuzung aus Coming-of-Age-Story, norwegischer Kulturgeschichte, Rebellion gegen die vermeintliche Idylle Norwegens und Haten gegen die Kirche – all das in Form eines surrealistischen Romans, bei dem man nie weiß, ob man gerade im Kopf der Ich-Erzählerin ist oder doch in einem fast realen Vorort von Oslo.«
Diffus Magazine – Buch der Woche / LINK ZUM BEITRAG

»Nicht nur der höchst geschickt und trotz aller thematischen Verschränkungen und zeitlichen Verschachtelungen stets gut lesbare Text (man könnte hier noch von semi-musikalischem ›flow‹ schwafeln) an sich verzaubert im wahrsten Wortsinn, auch Clara Sondermanns kongeniale Übersetzung macht ›Gott hassen‹ zu einer ganz großen Empfehlung.«
– Westzeit

»So kreiert Jenny Hval ein temporeiches Leseerlebnis, das mit jedem Umblättern überrascht und lustvoll das Bizarre zelebriert. Diese bunte Mischung überzeugt, weil die Autorin ihren Gedanken kunstvoll orchestriert. ›Gott hassen‹ ist ein Roman, der genauso vielschichtig und verworren ist wie ein Black-Metal-Song.«
– Nina Wolf, SWR2 Lesenswert

»Die autobiografischen Anteile des Buchs sind natürlich hoch, durch die kunstgeschichtlichen und -theoretischen Exkurse bekommt der Text einen essayistischen Anstrich. So wird etwa das Motiv von Edvard Munchs Gemälde ›Pubertät‹ immer wieder aufgegriffen, die Otto-Muehl-Kommune wird zur Kunst des Black Metal ins Verhältnis gesetzt. Insgesamt ist aber vor allem die verknappte, pointierte Sprache sehr gelungen (der Flow bleibt dank Übersetzerin Clara Sondermann im Deutschen erhalten), und das vom ersten Wort an. Die ersten Sätze des Buchs lauten: ›Ich hasse Gott. Es klingt primitiv und erbärmlich, das zu sagen, aber ich bin eine primitive und erbärmliche Person.‹ Will man da nicht mehr wissen?«
Jens Uthoff, taz

»Vielmehr gelangt Hvals Roman zu einer analytischen Tiefenschärfe, die manches Fachbuch über Metal und Männlichkeitsbilder in den Schatten stellt. In Gott hassen findet man Musikbeschreibungen, die den schwarz metallischen Sound und seine Atmosphäre akkurat in Worte fassen und soziologische Betrachtungen der norwegischen Gesellschaft und der Weiterentwicklung des Black Metal zu einem der wichtigsten Exportgüter des Landes. Über allem schwebt Hvals feministische Utopie. […] Was zu Beginn wie ein autobiografischer Roman anmutet, entwickelt sich bald in eine universelle Erzählung: heraus aus den konservativen Dörfern Südnorwegens – in einen Kosmos aus Körper, Horror Sex und weiblicher Emanzipation.«
– Raphael Smarzoch, DLF Kultur / Tonart

»Als Musikerin, Journalistin, vergleichende Literaturwissenschaftlerin und Romanautorin steht die 40-Jährige aus Oslo für Tanzverweigerung auf allen Hochzeiten. Sie ist eine ebenso kritische wie originelle Denkerin, eine Konzeptkünstlerin und Provokateurin … Man könnte also auch sagen: Jenny Hval schreibt über die Möglichkeiten des Schreibens.«
– Daniel Gerhardt, DIE ZEIT

»Scharfsinnig.«
Kirkus Review

»Gott hassen ist teils Fiebertraum, teils Manifest, teils nostalgische Reminiszenz, mit einer kräftigen Dosis feministischer und Queer-Theorie für ein gutes Maß … Chaotisch und doch geordnet taucht Hval tief in den Prozess der Selbstentdeckung ein. Ihre Sprache ist viszeral und eindringlich, körperlich und fleischlich.«
Carolyn Ciesla, Booklist

»Dieser genreübergreifende Roman einer selbsternannten düsteren Kinderkönigin vermischt Feminismus und Okkultismus mit einem Hauch von Zeitreise.«
Joshunda Sanders, Boston Globe

»[Ein] aufrührerischer, genreübergreifender Roman … Die ganze Zeit über verwendet Hval eine klagende Wiederholung von Themen (darunter die feministische Wut), die ihre hexerischen Visionen belebt und die Bühne für einen wiedergeborenen Edvard Munch bereitet, der auf der Flucht vor dem rachsüchtigen Subjekt seines Gemäldes Pubertät ist. Hvals faszinierende Erkundung ist nichts für schwache Nerven, aber wer es düster mag, ist hier genau richtig.«
Publishers Weekly

»Die Atmosphäre von Gott hassen ist an der Oberfläche düster und unversöhnlich, und doch verbirgt sich hinter diesem Eindruck eine zweite Geschichte über die Stärke und Solidarität verachteter Frauen.«
David Renton, Morning Star

»[In] Gott hassen taucht Hval bis zu den Ellbogen in den dicken, schwarzen, chthonischen Glibber der Rebellion und Angst ein, und zwar durch das typisch skandinavische Medium des Black Metal. Die Black-Metal-Szene ist historisch gesehen extrem sexistisch, aber Hval fordert sie für die hasserfüllten, nihilistischen Teenager-Mädchen der Welt mit einer jahrzehntelangen Geschichte von filmischem Terrorismus, politischer Hexerei und satanischem Lärm zurück.«
AV Club

»Was mit dem Verkleiden als Grufti und dem Fluchen in der Schule beginnt, wandelt sich zu Hexenzirkeln und fantastischen dämonischen, kannibalischen Banketten. Auf dem Weg dorthin befasst sich Hval mit der Rolle der Sprache (norwegisch, aber auch englisch) als Mittel zur Unterdrückung und Befreiung sowie mit der Rolle der digitalen Technologie in diesem Zusammenhang.«
Mark Rappolt, ArtReview

»Hval ist einer der wenigen Musiker, die sich in die Welt der literarischen Fiktion vorwagen. Für Hval ist es eine Nebenbeschäftigung, die absolut Sinn macht und als Erweiterung ihres atmosphärischen Sounds und ihrer anschaulichen, neugierigen Texte funktioniert.«
Leonie Cooper, The Guardian

»Es ist Hvals unbeirrbare Haltung gegenüber der Vermischung von Genres, die sowohl ihren Essays als auch ihrer bezaubernden, jenseitigen Musik die Anerkennung der Kritiker eingebracht hat … Hval ist am besten in ihren Momenten des dunklen Humors und in ihren Texten über Weiblichkeit.«
Baya Simons, Financial Times

»Gott hassen hat viel Interessantes über die Einsamkeit und das Vergnügen jugendlicher Blasphemie zu sagen, wobei Totems der patriarchalen norwegischen Autorität wie Knut Hamsun, Henrik Ibsen, Edvard Munch und die lutherische Kirche ins Fadenkreuz der Erzählerin geraten.«
George MacBeth, Asymptote

»Antibürgerlich und feministisch; durchdrungen von Überzeugung und Wut.«
Cal Revely-Calder, Telegraph

»Seltsam und verführerisch, herausfordernd und manchmal sehr lustig … eine Erinnerung daran, dass der Musiker und Autor Hval einer der faszinierendsten und provokativsten Künstler ist, die es derzeit gibt.«
Teddy Jamieson, Herald

»Gott hassen behandelt die Lieblingsthemen jeder ängstlichen jungen Frau. Hexerei, Heavy Metal, Eingeweide und Hass. Es ist ein Buch in der großen Tradition von Kathy Acker und anderen Surrealistinnen, die durch Raum und Zeit in verschiedene Dimensionen tanzen.«
India Lewis, The Arts Desk

»Eine ausgezeichnete, betörende Lektüre. Jenny Hvals musikalisches Talent macht sie zur geborenen Romanautorin – ihr Schreiben fühlt sich oft an wie eine Mischung aus Lyrik und Essays. Gott hassen ist eine erschreckende, eindrucksvolle Mischung aus Okkultismus und weiblicher Unterdrückung.«
Laura Mehers, The Independent

»In Gott hassen stellt Hval die Form und die Konventionen des Romans erneut in Frage: Eine lebendige, brodelnde Stimme erzählt eine Reihe apokalyptischer Ereignisse, die mit Essensschlachten, Black-Metal-Shows, schwarzer Magie und surrealen, hexenartigen Ritualen verbunden sind.«
Alexandra Kleeman, Lit Hub

»Hval, die dafür bekannt ist, Körperbilder zu verwenden, um politische Ideen über Kunst auszudrücken, stellt kultische Rituale dar, um das zu untergraben, was sie als ›den restriktiven Rahmen unseres täglichen Lebens‹ betrachtet.«
New Yorker

»Gott hassen ist fesselnd, überraschend und oft inspirierend … durchzogen von kraftvollen urbanen Bildern und markanten Wendungen.«
Andrea Tallarita, PopMatters

»Wahrhaft transgressiv.«
Terri-Jane Dow, Severine

»Fesselnd … Wie die französische Philosophin Luce Irigaray erforscht auch Hval Ideen, wie eine feministische oder radikale Sprache klingen könnte.«
Sukhdev Sandhu, The Guardian

»Hval ist durchdrungen von den Traditionen der Autofiktion und des theoretischen Romans … Die Handlung strebt nach einem ›Fluchtweg aus Struktur und Rhetorik‹ und macht Platz für spannende Beobachtungen über Kunst, Magie und Wiedergeburt.«
Jenn Pelly, Pitchfork (»Favorite Music Books of 2020»)

»Wenn Gott hassen ein Kunstwerk wäre, dann wäre es ein Munch – roh, dunkel und brodelnd.«
Chloë Ashby, Times Literary Supplement

»Leser, die sich zu experimentellerer Literatur hingezogen fühlen, werden sich in Jenny Hvals Roman seltsam zu Hause fühlen. Trotz der verwirrenden Bilder und kryptischen Dialoge von Gott hassen ist die Erzählerin ein Individuum, das sich nach einer Existenz jenseits der Binarität von Licht und Dunkelheit, Gut und Böse sehnt; eine Stimme, die ein Leben lang unterdrückt wurde, weil ihr gesagt wurde, sie müsse gerettet werden, weil sie verloren sei, eine Stimme, die im Archetypus der Hexe keinen Ketzer oder Abweichler sieht, sondern etwas viel Elementareres: jemanden, der frei ist.«
Zack Ravas, Zyzzyva

»[Hval] stürzt sich in die Vergangenheit des Black Metal, um einen alternativen, radikalen und wirklich befreienden Weg für die Existenz des Black Metal als dissidente Kunstform zu präsentieren.«
William Peel, Overland

»In diesem wunderbar unverblümten, absolut einzigartigen Roman vermischt sich der Realismus mit dem Surrealen. Ich weiß nicht, wie Hval es gelingt, so viele disparate Elemente miteinander zu kombinieren, aber es ist ein Triumph. Wie eine nahtlose Verschmelzung von Virginie Despentes, Leonora Carrington und Rikki Ducornet und doch ganz Hval. Vielleicht sollten wir es eine Hvalution nennen.«
Jeff VanderMeer

»Hvals Schreiben umfasst die Suche nach neuen Wegen, um Gedankenmuster, Erfahrungen und Geschichten auszudrücken – und ermutigt die Menschen, sich von der Logik zu lösen, anstatt nach den vertrauten Markern des institutionell akzeptierten kreativen Schreibens zu suchen.«
Nathania Gilson, Hazlitt

»Zu sagen, dass Jenny Hval eine beeindruckende kreative Bandbreite hat, ist eine Untertreibung … Gott hassen ist ehrgeizig, mit einem Plot, der Zeitreisen, Black Metal, Hexerei und Filmtheorie vermischt.«
Tobias Carroll, Tor

Urheber:innen

Jenny Hval, geboren 1980 in Oslo, hat Kreatives Schreiben und Performance in Melbourne, Australien studiert. 2006 ist ihre erste EP Cigars erschienen. Seither hat sie fast ein Dutzend Platten aufgenommen, die mit allen wichtigen nordischen Musikpreisen ausgezeichnet wurden. Perlenbrauerei ist ihr erster Roman, der von der norwegischen und englischsprachigen Presse gleichermaßen gefeiert wurde.

Clara Sondermann, geboren 1990 in Thüringen, übersetzt aus den skandinavischen Sprachen und arbeitet als Lektorin. Zu den von ihr übersetzten Autorinnen gehören Athena Farrokhzad, Ursula Andkjær Olsen, Olga Ravn und Jenny Hval.

Zusätzliche Information

Gewicht 166 g
Größe 18,3 × 11,4 × 1,7 cm