Die Küche der Armen. Mit 300 Rezepten aus aller Welt

Aus dem Französischen von Monika Junker-John und Helmut Junker.
Mit einem Vorwort von Christiane Meister, hrsg. und überarbeitet von Barbara Kalender
368 Seiten, Klappenbroschur mit Fadenheftung
Sonderformat: 14 x 23,5 cm

Ethnologischer Essay, Reiseberichte und 300 Rezepte

ISBN: 978-3-7550-0018-1 / 3. Auflage

Inhaltsverzeichnis (Download)

26,00

Beschreibung

Was man bei einem Kochbuch nicht unbedingt erwarten würde: Der erste Teil liest sich oft so dicht und inhaltsreich wie ein Reisebericht. Wir werden mitgenommen nach Italien, in die USA und nach Indien – es geht also um die Welt. Allerdings nie zu den Sehenswürdigkeiten, sondern dorthin, wo wir eigentlich nicht genau hinsehen wollen. Couffignal nimmt uns mit zu den Armen. Durch die Intensität ihrer Beschreibungen macht sie eine Binse erfahrbar: Arme Menschen, egal in welchem Teil der Welt sie sich befinden, haben oft keine Wahl. Vor allem nicht beim Essen.

In unserem Teil der Welt, der immer noch vor Opulenz überquillt, ist dieses Kochbuch eine Aufforderung zur Besinnung. Die 300 Rezepte gestatten einen Blick in die Kochtöpfe, Erdmulden, Dampfkörbe und Lehmöfen der Welt. Man meint, den Duft dieser einfachen Gerichte zu schnuppern, wenn man nur ein paar Seiten gelesen hat.

Das Buch enthält aber auch einen umfangreichen ethnologischen Essay, der den Hintergrund dieser aus Mangel und jahrhundertelanger Erfahrung geborener Rezepte beleuchtet. Die Bedeutung der Nahrungsmittel von der Kokospalme bis zur Meeresalge wird erläutert. Wer Kichererbsen auf rumänische Art oder »Mauren und Christen« probieren möchte (Reis mit schwarzen Bohnen und Tomaten), der muss nicht nach Kuba reisen, sondern kann sich derlei exotische Gerichte künftig anhand von diesem Kochbuch selbst zubereiten.

Presse zum Kochbuch

Hier geht es zu einem Gespräch mit der Herausgeberin Barbara Kalender über das Kochbuch mit Deutschlandfunk Kultur.

»Von A wie Alge bis Z wie Zito, wie ein serbischer heiliger Kuchen heißt: Man entdeckt schlichte Gerichte, von denen man nie gehört hat und die einem manchmal sogar das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Zum Glück haben die Herausgeber diese Neuauflage kommentiert und mit aktualisierten Angaben ergänzt.«
Katrin Krämer, Bremen Zwei

»In den Rezepten dieses Buchs beginnt man nach Ideen zu suchen, mit schlechtem Gewissen, weil man sie sich in aller Sattheit aneignet. So sehr entspricht zumindest der vegetarische Teil dem Alltag unserer Konsumgesellschaft. Die Igel, Elefanten und Eidechsen, von deren Zubereitung Couffignal weiß, liegen ferner. Fußnoten der Herausgeber zeigen, welche Entwicklung es im vergangenen halben Jahrhundert gab. Die Autorin hatte aber in den Siebzigerjahren schon einen scharfen Blick für die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Sie rechnet vor, ›was die Erzeugung einer tierischen Kalorie im Vergleich zur Erzeugung einer pflanzlichen Kalorie kostet. Milch zum Beispiel bringt nur 15 Prozent der verbrauchten Energie wieder ein, Eier 7 Prozent, das Rindfleisch höchstens 4 Prozent‹.«
Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung

»Couffignals Kochbuch ist die perfekte Antithese zu heutigen Hochglanzkochbüchern, bei denen alles instagrammy angerichtet ist und der Verweise auf den Ursprung eines Gerichts als ›traditionelles Armengericht‹ vor allem dazu dient, dem Ganzen den Glanz der Authentizität zu verleihen. In der Küche wird die Armut oft romantisiert: da werden Gerichte dann mit Bezeichnungen wie ›herrlich simpel‹ belegt oder die Einfachheit der Zutaten betont. Die Armutsromantik, mit der die Rede vom ›traditionellen Armengericht‹ verbunden ist, hat bei Couffignal keinen Platz. Sie kehrt in ihrem Buch dagegen heraus, worum es in der Küche der Armen eigentlich geht: ums Überleben. Und sie arbeitet heraus, was wir aus der Küche der Armen lernen können – oder besser, lernen müssen: Nachhaltigkeit. Dass Couffignal das vor 50 Jahren schon erkannt hat, in einer Zeit, in der die wenigsten Menschen sich über ihren Konsum Gedanken gemacht haben, ist bemerkenswert hellsichtig.«
Kais Harrabi, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Die Küche der Armen ist eine für den Hausgebrauch teils nützliche Rezeptsammlung sowie ein ethnologischer Essay, der die Beobachtungen seziert, die Couffignal auf ihren Reisen über alle Kontinente zusammengetragen hat. […] In einem ist Couffignal auch heute noch ihrer Zeit voraus: Ihr Plädoyer für den Verzehr von Insekten, darunter Heuschrecken, Termiten, Raupen, Larven und Würmer, lässt wohl nur wenigen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dabei, weiß die Autorin, gelten die bei uns mit Ekel behafteten Vielbeiner nicht nur in anderen Ländern als Leckerbissen; sie gehörten allein schon aus Vernunftgründen auf den Teller. […] Wer immer sie auch sein mag, Huguette Couffignal schreibt so ungerührt und lakonisch über Irres, dass gerade die unrealistischen Rezeptideen [Elefant] der Lektüre lohnen.«
Ronald Düker, Die ZEIT

»Was man nicht weiß: Was essen die Armen? Wie bereiten sie sich den Reis aus den Säcken der United Nations zu oder das Mehl aus der Ukraine, um die momentan mit Waffengewalt gestritten wird? Das Buch ›Die Küche der Armen‹ leuchtet diese kulinarische Dunkelzone aus. Es ist, das macht es trotz dem ernsten Unterton des Themas zu einer so interessanten wie vergnüglichen Lektüre, nicht vordergründig aus politischem Interesse geschrieben, sondern aus kulinarischem. Es geht nicht darum, warum manche Menschen arm sind, sondern um die Frage, wovon sie sich ernähren. Vor allem halt, wie sie das wenige, dessen sie habhaft werden können, zubereiten. Und ja: Die Rezepte dieser Cuccina povera sind beigefügt. […] Spoiler: Wenn gar nichts anderes aufzutreiben ist, wurde mancherorts tatsächlich Erde zubereitet. […] Dass sich aber auch aus wenig, aus stärkehaltigem und satt machenden Zutaten interessante Gerichte zubereiten lassen, das wissen vor allem noch die Zeitzeugen der Nackriegszeiten. Die aber werden weniger und weniger. Von daher ist dieses weltweite Notwissen hier bestens aufbewahrt: in einem schönen Buch.«
Joachim Bessing, Neue Zürcher Zeitung

Urheber:innen des Kochbuchs

Huguette Couffignal schrieb einige Kochbücher, unter anderem J‘aime le Pain, die alle in den 1960ern erschienen. Leider konnten wir von der Autorin weder ein Foto noch eine Vita ausfindig machen.

Monika Junker-John, geboren 1938 in Berlin, lernte die französische Sprache im Französischen Gymnasium. Nach einem Studium der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft lebte und arbeitete sie zunächst in Gießen, dann bis zu ihrem Ruhestand bei der Stadtverwaltung in Kassel.

Helmut Junker, geboren 1934, Psychoanalytiker und Schriftsteller. Neben wissenschaftlichen Werken zur Psychotherapie veröffentlichte Junker psychologische Romane und Erzählungen.

Christiane Meister-Mathieu, geboren 1984, arbeitet als freie Journalistin in Köln. Sie schreibt über Naturwissenschaften, Gesellschaft und Religion – am liebsten in Kombination.

Barbara Kalender, geboren 1958, ist Autorin, Buchgestalterin und Verlegerin.

Zusätzliche Information

Gewicht 600 g
Größe 23,5 × 14 × 2,5 cm
Marke

MÄRZ Verlag

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