Die Liebe vereinzelter Männer
Roman
Aus dem Portugiesischen von Maria Hummitzsch
208 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Erstmals auf Deutsch: Victor Heringers posthumer Erfolgsroman über die brasilianische Militärdiktatur und den Verlust der ersten großen Liebe.
€16,99 – €24,00
inkl. MwSt.
Beschreibung
Camilos Vater arbeitet zu Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur als Folterarzt. Sein Job ist es, die Gefolterten länger überleben zu lassen. Eines Tages bringt er ein Waisenkind namens Cosme mit nach Hause. Cosme ist etwas älter als Camilo, vielleicht vierzehn oder fünfzehn, genau weiß er es nicht. Er zeigt dem wohlbehüteten Camilo eine völlig neue Welt hinter den Toren des Grundstücks.
Die beiden Jungen verlieben sich ineinander, bis ein Gewaltakt ihre zarte Intimität zerstört und Camilos Leben für immer verändert. Als Camilo Jahrzehnte später in seine Heimatstadt zurückkehrt, wird er von seiner ersten Liebe und dem langen Schatten der Militärdiktatur heimgesucht. Bei der Durchsicht alter Unterlagen stößt er auf ein schreckliches Geheimnis seines Vaters …
Victor Heringers Roman ist eine prägnante und schonungslose Analyse der brasilianischen Gesellschaft, die ihre eigene Vergangenheit nie richtig aufarbeiten konnte, und eine fließende, queere Coming-of-Age-Geschichte. Gekonnt führt er uns vor Augen, dass jedes kollektive Trauma aus der Summe individueller Schreckenserfahrungen besteht.
Pressestimmen
Zadie Smith über ›Die Liebe vereinzelter Männer‹:
»Wenn man etwas wirklich Neues liest, ist es stets schwer, es zu beschreiben. Und am Ende gibt man sich mit Vergleichen zufrieden. ›Die Liebe vereinzelter Männer‹ ist wirklich ein einzigartiger Roman. Heringer schreibt genial wie Cortázar oder Nabokov, elliptisch wie Grace Paley, lustig wie Donald Barthelme. Wenn man dieses Buch beendet hat, möchte man sofort den jungen Mann treffen, der es geschrieben hat, ihm kräftig die Hand schütteln und ihm zum Beginn einer glänzenden Karriere gratulieren. Aber Victor Heringer ist weg. Er hat dieses schöne Buch zurückgelassen.«
»Mit ihm [Heringer] verstummte eine der verheißungsvollsten literarischen Stimmen seines Landes. Was er uns hinterlassen hat, ist ein Werk, das zum Schönsten gehört, was die brasilianische Literatur jüngst hervorgebracht hat. In der lateinamerikanischen Literatur sucht es seinesgleichen.«
– Frankfurter Allgemeine Zeitung, Florian Borchmeyer
»Aus dem Hass in einem Land voller Unruhen entspringt eine unvergessliche Beziehung: Mit seinem Roman ›Die Liebe vereinzelter Männer‹ hat der Brasilianer Victor Heringer kostbare Literatur geschaffen.«
– Süddeutsche Zeitung, Carolin Gasteiger
»Melancholie zieht sich durch den Roman ›Die Liebe vereinzelter Männer‹, kleine Inseln der Hoffnung und des Glücks schimmern dazwischen wie Perlen. […] Das liest sich aufregend, denn der Autor umkreist seinen Stoff, findet viele ungewöhnliche, nie zuvor gelesene Wendungen, die auch im Deutschen gut funktionieren: ›Verdorrte Schluchzer‹ gibt es da, eine ›Hassphonie‹ prägt die Stimmung im Haus, Heringer markiert den Unterschied zwischen lalalachen, hihilachen und harharlachen. […] von Maria Hummitzsch mit feinem Gespür ins Deutsche gebracht […].«
– Berliner Zeitung, Cornelia Geißler
»Alchemistische Sexualität, Melancholie und Witz – alles wird aufgerissen, wie lauter Wunden, ohne wieder zu verwachsen. So entsteht beim Lesen eine magische Dynamik, die die Vergänglichkeit dieser Momente zu etwas Erhabenem macht. Gleichzeitig hängen über der Liebesgeschichte drohend die politischen Verstrickungen der Familie. […] Der Roman schafft es, die Sperrigkeit von Menschen, ihre Distanziertheit und Schutzbedürftigkeit einzufangen. […] So ist das Buch auch der Versuch, das sackgassenhafte Innenleben traditioneller Männlichkeit zu begreifen.«
– taz, Sydney Kaufmann
»Autor Heringer hat einen spielerischen Genremix zwischen queerem Coming-of-Age- und Familienroman vorgelegt. Ihm gelingt es, minutiös aufzuzeigen, wie Homophobie tötet und welche lebenslangen Spuren die Tat bei dem Partner hinterlässt. Auf gesellschaftlicher Ebene zeigt er ganz richtig, wie die Militärdiktatur nicht aufgearbeitet wurde, wie Traumata aus jener Zeit weiter bestehen. Fazit: Ein bemerkenswert vielschichtiger Roman.«
– Buchkultur, Angelo Algieri
»Ein sensibler, sprachlich beeindruckender (man spürt förmlich die Sommerhitze oder die erwachenden Gefühle) Coming-of-Age-Roman, der gleichzeitig die brasilianische Gesellschaft widerspiegelt.«
– ekz.bibliotheksservice
»Einer der besten Romane der letzten Jahre.«
– Asymptote
»Die kurzen, präzisen Szenen – unter Einbeziehung von Fotos, Listen und handgeschriebenen Passagen – ermöglichen es Heringer, in kurzer Zeit viel abzudecken und aus einer möglicherweise düsteren Geschichte eine vielschichtige Hommage an das Leben zu machen. Dass der Autor 2018 im Alter von 29 Jahren starb, ist ein Verlust für die internationale Literatur.«
– The Guardian
»Heringer sagte einmal, dass er den Zufall der Schöpfung liebe, wie zum Beispiel einen Berg zu erkunden und neue Orte zu entdecken, an denen man sich den Knöchel verdrehen kann. Sein Engagement für Heterodoxie, Singularität und Inkongruenz machte ihn zu einem Künstler des losen Endes. Er nahm sich im Alter von 29 Jahren das Leben, als er anfing, sich einen Namen zu machen. Vielleicht trifft auch hier das ›Wer weiß warum‹ zu, das sich durch sein ganzes Werk zieht.«
– New Left Review, Lorna Scott Fox
»Die Genialität des Romans entsteht aus diesem Zustand erbärmlicher Einsamkeit: Heringer versucht, sich durch Schreiben aus einer Welt herauszuschreiben, die in einem ›ewigen moralischen Kater‹ steckt, und findet Schönheit und Humor sogar in der Tragödie.«
– The Baffler, Adam Morris
»Großartig und seltsam verheerend.«
– The New York Review of Books, Charlie Lee
»Heringers Schreiben ist eine Mischung aus unermüdlichem Humor und tödlichem Ernst.«
– The Bay Area Reporter, Tim Pfaff
Urheber:innen
Victor Heringer, geboren 1988 in Rio de Janeiro, war ein rastloser Multimedia-Künstler, der mit allen Formen und Themen experimentierte. Sein erster Gedichtband ›Automatógrafo‹ erschien 2011, gefolgt von seinem Debütroman ›Gloria‹ im Jahr 2012, der 2013 mit dem Prêmio Jabuti ausgezeichnet wurde, was ihn schlagartig bekannt machte. 2018 starb Victor Heringer, der lange mit Depressionen zu kämpfen hatte, nur drei Wochen vor seinem dreißigsten Geburtstag.
Maria Hummitzsch, geboren 1982, studierte in Leipzig, Lissabon und Florianópolis (Brasilien) Übersetzung, Psychologie und Afrikanistik. Hummitzsch übersetzt aus dem Englischen und Portugiesischen, unter anderem die Werke von José Henrique Bortoluci, und David Garnett.
Zusätzliche Information
Gewicht | 230 g |
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Größe | 21 × 13 × 3 cm |
Produktsicherheit
Sicherheitshinweise
Gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) Art. 9 Absatz 7 Satz 2 ist für einfache Produkte – wie z.B. Bücher und Postkartenbücher –, die »auch ohne Anweisungen und Sicherheitsinformationen sicher und wie vom Hersteller vorgesehen verwendet werden« können, keine Sicherheitsinformation vorgeschrieben.